Der Illegale Sprung über die Hamburger Eisenbahn und die KRIPO Schleswig-Holstein

Wir haben uns zurück erinnert. Es gab mal eine Titelzeile in der BILDZEITUNG von einem illegalen Motocross-Sprung, mit einer Kawasaki KX250, über eine Hamburger Eisenbahn! Nach mehreren Telefonaten (Und natürlich ein bisschen MOTOCROSS-MAGAZIN.DE Vitamin-B) konnten wir ihn aufspüren! ARNE LUCHT! Ehemaliger KAWASAKI TEAM POPKO Rider! Wir wollten mehr wissen! Wie war das damals und welche rechtlichen Konsequenzen zog die Aktion nach sich? Was sagte der Richter vom Amtsgericht Schleswig-Holstein dazu? Das und noch einiges mehr über ein bewegtes Leben von Arne Lucht erfährst Du in diesem Artikel. TOP STORY! MOTOCROSS-MAGAZIN HISTORISCH, die neue Serie über deutsche Motocross Geschichte! Folgt uns auf unserem offiziellen WhatsApp Kanal HIER

HAMBURG. Die Schleswig-Holsteinische / Hamburgische Eisenbahn saust mit 80 km/h in Richtung Neumünster. Plötzlich donnert ein Motorrad auf den Zug zu. Wird immer schneller! Dem Lokführer muss der Atem stocken…..doch Sekunden vor dem Aufprall hebt die Maschine ab, fliegt in hohem Bogen über die Bahn hinweg. Der „Geistesspringer“ war Motorrad-Artist Arne Lucht: „Alles war todsicher ausgetüftelt“ …..

Am Wochenende startete Lucht auf KAWASAKI (POPKO BRAUNSCHWEIG) in Warching (DM 250ccm). Finanziert wurde Arnes Motocross-Sport mit einem gefährlichen Nebenverdienst. Arne springt über fahrende Züge. Hamburgs bekannter Sport-Manager Fritz Wiene knüpft schon Kontakte. Wiene stolz: „Arne wird Weltmeister im Motorrad-Weitsprung“

Wahnsinn! Das Foto zeigt die Phasen, die Arne Lucht (kl. Foto) durchflog. Die Sprungschanze stand getarnt hinter dem VW-Bus (links unten im großen Foto)

Kripo Schleswig-Holstein vor der Haustür

Nur leider stand nach dem Sprung über die Eisenbahn und dem entsprechenden Pressebericht direkt die Kriminalpolizei Schleswig-Holstein vor der Tür. Nach der Verhaftung wurde Arne letztendlich der Führerschein für ein halbes Jahr entzogen und er bekam zusätzlich eine deftige Strafe aufgebrummt. Auch wenn der Richter des Amtsgerichts Gnade walten lies, nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass der Lokführer die Situation glaubhaft als als „Halb so wild“ beschrieb, war der Führerscheinentzug schon ein hartes Los. Denn Aufträge, die sich nach dem Sensations-Flug ergaben, konnten nicht ausgeführt werden.

Ein Stuntman mit Herz für Kinder

Untrennliches Gespann: Arne Lucht und sein fliegendes Motorrad (5. August 1992, Harburger Anzeigen- und Nachrichten)

Arne war alles andere als ein waghalsiger Draufgänger, der nur den eigenen Erfolg vor Augen hatte. Der Hittfelder hat ein Herz für Kinder in Fernost. Arne, der 1990 eigenhändig einen mit Hilfsgütern beladenen LKW bis ins russische Brest gesteuert hatte, tritt kostenlos für die „Hilfe für Kinder und Opfer von Tschernobyl“ auf.

Pakete für notleidende Familien

Marion- und Arne Lucht (Mitte) verteilen die Pakete persönlich an notleidende Familien. Helena Goroteschki (r.) war Dolmetscherin

„Anonyme Wohnblocks, alles grau in grau – furchtbar“ sagt Arne. Eine 80-Jährige Oma weinte vor Glück. Ein 75 -Jähriger Kriegs-Veteran: „Im 2. Weltkrieg lagen wir uns als Feinde in den Gräben gegenüber. Jetzt helft Ihr uns. Ich bin sehr dankbar“

Bei den Hausbesuchen wollte der Vater einer 13-köpfigen Familie das Paket nicht öffnen. Er vermutete darin eine Bombe. Marion zerstreute seinen Verdacht, wurde anschließend unter Tränen umarmt.

Selbstständigkeit mit einigen Herausforderungen

Nein, kein Poster zum neusten Horror-Hollywood-Movie sondern Arnes damalige Stunt-Promotion

Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbstständig zu machen. Und fast immer ist der Weg in die Selbstständigkeit mit einigen Herausforderungen verbunden. Was der Hittfelder Arne Lucht aber damals versuchte, das war schon ziemlich ungewöhnlich und spektakulär, so die Harburger Anzeigen und Nachrichten 1992.

„Der Motocross Fahrer, der regelmäßig bei den Deutschen Meisterschaften startet und schon bei einigen nationalen- und internationalen Rennen vorne mit dabei war, will jetzt sein (teures) Hobby zum Beruf machen, hat deshalb die Firma AML-Motorrad-Stunt-Shows in Seestermühe gegründet.“ – (AML steht für Arne- und Marion Lucht)

Viele fahren AKN – Arne springt drüber

Viele fahren AKN – Arne springt drüber“ – Auszug Zeitungsbericht 1992

Arne bot fortan seine halsbrecherischen Dienste bei öffentlichen Veranstaltungen an, bei Geschäfts-Eröffnungen, Werbeaktionen, Film und TV. Aber auch Privatleute konnten den “Evil Knievel der Nordheide” anheuern. „Meine Auftritte waren für jeden bezahlbar“, so Arne lachend.

Der 26 jährige, der sein „Handwerk“ in Italien bei einer „American Motorshow“, einer Gruppe wie hierzulande die bekannten „Hell-Drivers“ von der Pike auf gelernt hat, scheute kein Risiko.

Boxlegende Max Schmeling mit Sportmanager Fritz Wiene – auch Arnes Manager

1991 für die DM qualifiziert

Vor 3 Wochen in Göggingen zahlte Arne noch Lehrgeld: Sturz, Platz 32. Besser lief es eine Woche später in Höchstedt – Rang 13 und für die DM 1991 qualifiziert.

Beim kühlen blonden aus Kaltenkirchen ist die Hölle los. Das Wohnzimmer ist die Werkstatt, im Keller steht ein teures Trainingsgerät. Arne: „Wichtig sind Kondition und kräftige Beine – dafür habe ich ein Spezialfahrrad“. Er trampelt 30 Kilometer am Tag. Im stehen – denn das Rad hat keinen Sattel.

 

Unglaubliche Schicksalsschläge

HAMBURG, 30. August 1996.

Er war der Mann, der über die fahrende Schleswig-Holsteinische / Hamburgische Eisenbahn sprang. Auf einer Motocross-Maschine. Er machte Schlagzeilen.

Arne Lucht heute. Er lebt mit seiner Familie im kleinen Dorf Seestermühe bei Tornesch. Mit Töchterchen Stina (4) düst er im Garten um die Wette – die kleine auf einer 50ccm Kinder-Maschine. Ehefrau Marion (37) schaut zu, Sohn Sten (8 Monate) auf dem Arm. Eine glückliche Familie. Das Bild trügt.

Unglaubliche Schicksalsschläge musste diese junge Familie wegstecken.

Motorrad-As Lucht besiegte den Krebs“ – BILD, HAMBURG, 30. AUGUST 1996

Marion verlor im 4. Monat ihr Baby

Auf dem Rückweg eines Hilfstransports aus Russland verlor Marion im 4. Monat ihr Baby. Kurz darauf leidet Arne an Bauchschmerzen. Ein Jahr lang rennt er von Arzt zu Arzt. Keiner findet den Grund für die Beschwerden. Im Juli 1993 dann die grausame Diagnose: Darm-Tumor, Krebs.

Blitz-Operation, die hälfte des Dickdarms wird entfernt. Danach beginnt Arnes Kampf gegen den Krebs. „Ich wollte keine Chemo-Therapie, habe mich strikt gewehrt. Wenn, dann schaffe ich es allein – mit Marion an meiner Seite“

Marion Lucht: ,,Eine ganz harte Zeit für uns – ich war Ehefrau, Therapeutin und Mutter in einem.

Das Geld wird knapp. Die Familie lebte bisher von Arnes Einkommen als Baumaschinenführer und von den Motorradshows. Arne: ,,Aber ich wollte den Krebs besiegen!“

Mit Marion und Töchterchen Stina fuhr er nach Schweden. Mit dem Wohnmobil reist die Familie durchs Land. Arne erholt sich, bekommt auf einmal hohes Fiber – sein Immunsystem funktioniert! Seitdem ist Arne ein gesunder Mann. Marion und Arne führen diesen positiven Ausgang letztendlich auf ihr Vertrauen in die Wirkungsweise der Makrobiotik zurück.

Der Begriff Makrobiotik (von altgriechisch μακρός makros „groß“, und βιοτικός biotikos „das Leben betreffend“) entstand in der Antike und bezeichnet eine Lebensweise, die zu einem gesunden, langen Leben führen soll. Wer sich mehr über die Makrobiotische Lebensführung informieren möchte, findet HIER einen interessanten Wikipedia-Artikel mit weiterführenden Informationen.

Arne Lucht, wieder gesund am Startgatter im Deutschen Motocross Pokal auf SUZUKI RM250 1996 in Reil: 15. Platz, 1 OMK-Punkt

Arne Lucht, Krankheit besiegt und zurück auf dem Motorrad

 

Arne Lucht 2023 – Was macht Arne heute?

Arne mit Marion-Christine und Sohn Sten

Arne Lucht ist seit 33 Jahren glücklich mit Marion-Christine verheiratet. Seit über 20 Jahren führt Arne mit seinem Team in der Nordheide – Hamburg – Schleswig-Holstein professionelle Baumfällungen jeglicher Art durch. Arne Lucht ist gelernter Buch – und Offsetdrucker, gelernter Baumaschinenführer, Zweiradmechaniker-Meister, geprüfter Baumkletterer, gelernter Harvester – und Forwarderfahrer. Mehr Informationen findet Ihr unter www.baumfällung-arne-lucht.de

Töchterchen Stina heute mit Marion-Christines- und Arnes Schwiegersohn- und Enkel

Arne, wir danken dir für deine unglaubliche Geschichte. Sie ist hiermit festgehalten und wird in die Annalen eingehen – das Internet vergisst nie! Das gesamte MOTOCROSS MAGAZIN DEUTSCHLAND TEAM wünscht dir und und deiner Familie alles erdenklich Gute für die Zukunft.

Eine Story vom MOTOCORSS MAGAZIN DEUTSCHLAND – Ihr habt Fragen oder möchtet uns etwas persönlich fragen? Schreibt uns eine Nachricht an info@motocross-magazin.de – Folgt uns auf unserem offiziellen WhatsApp Kanal HIER oder werdet Follower auf FACEBOOK oder INSTAGRAM

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