2018 Seattle Supercross

Die "Schlammwüste" von Seattle © GuyB

250 West:

In einem verkürzten Rennen mit sage und schreibe nur 8 Minuten + 1 Runde, konnte in der Meisterschaft bei derartigen Streckenverhältnissen wie in Seattle noch alles passieren. Schon vor dem Start zum Mainevent wäre für Adam Ciancarulo die Meisterschaft fast komplett gelaufen gewesen, als er in seinem Heatrace nämlich die Kupplung komplett verbrannte und dadurch in die Last Chance musste. Diese gewann er allerdings souverän  und konnte so im Main an den Start gehen.

Das kurze Mainevent gewann Aaron Plessinger in nie gefährdeter Start-Zielsieg-Manier. Bei der Pressekonferenz nach seiner Schlamm-Fahrtechnik gefragt, gab er dann zu, dass es ihm unglaublich geholfen hat, dass sein Vater ihm schon früh angewöhnt hat beim Fahren viel zu Stehen und niemals im Schlamm einen Fuß von der Raste zu nehmen. Und weil er nach der Zielflagge so unglaublich sauber gewesen ist, heizte er das Publikum auf und sprang unter frenetischem Jubel mit dem Bauch voraus mitten in eine Knietiefe Schlamm/Wasserpfütze (wobei Pfütze hier echt untertrieben ist, das Ding war mehr ein Teich).

Hinter Plessinger hat sich am Anfang des Rennens noch Joey Savatgy auf Platz 2 eingenistet, doch dieser legte sich abseits der Piste kurz hin und hatte erstmal soviel Probleme das Motorrad wieder aufzustemmen, dass er bis auf Platz 21 zurückfiel und trotz guter Aufholjagd somit eine Menge Federn lassen musste in der Meisterschaft.

Durch diesen Schnitzer erbte der Meisterschaftsvierte Shane McElrath die zweite Position im Rennen, die er wenige Minuten später durch einen Ausrutscher wieder aufgeben musste  und so am Ende nur Vierter wurde.

Für den Rookie Chase Sexton war die Schlammschlacht von Seattle das beste Ergebnis seiner Karriere mit dem 2. Platz am Ende. Er fuhr einfach sein Rennen, was bei Bedingungen, wo selbst die schnellsten Fahrer manchmal aussahen wie blutige Anfänger, gar nicht so einfach gewesen sein dürfte und es spricht für den Fahrer mit der Nummer 40, der mit Roczen und Ciancarulo trainiert, wie wenig er sich beeindrucken lässt.

Ciancarulo der über die Last Chance kam, war der eigentlich schnellste Fahrer im Mainevent. Er kämpfte sich vom 10. Platz durchs Feld auf Platz 3 am Ende. Sein Motto ist derzeit nicht an die Meisterschaft zu denken, sondern bei jedem Rennen einfach nur das Beste zu geben. Nach Savatgys Patzer ist Adam #92 der direkte Verfolger von Yamaha-Rider Plessinger.

 

450 SX:

Während 250er Fahrer Aaron Plessinger Spaß da draußen hatte, war es für die 450er Jungs eine ziemlich ernsthafte Sache und im Abschlußinterview merkte man doch deutlich, dass es jeder halt einfach als seinen Job ansah, da war bei keinem mehr von “Fun” die Rede.  Alle Fahrer waren übrigens positiv angetan von dem komplett gefüllten Stadion und das trotz eisiger Kälte, windigen Bedingungen und strömendem Regen.  So etwas motiviert uns unglaublich auch hier rauszugehen, war der Konsens der Fahrer.

Auch das 450er Mainevent war natürlich stark verkürzt worden (12 min + 1 Runde), damit auch die Maschinen nicht so krass an die Grenze getrieben werden, sonst wäre die Gefahr doch recht groß gewesen, dass die Technik oder ein kleiner Fehler im Team die Meisterschaft entscheidet.

Die technische Seite stark in Betracht gezogen hatte Jason Anderson schon vor dem Rennen und er stimmte sein Bike komplett auf Haltbarkeit ab, da ihm bewusst war, wie wichtig das unter den Bedingungen ist.

Doch zuerst mal zum Mainevent selbst. Den Holeshot holte sich Marvin Musquin und eigentlich wäre er mit seinem technischen und weichen Fahrstil für so ein Rennen der Richtige für einen Start-Zielsieg. Doch schon in der ersten Runde zog Jason Anderson an ihm vorbei, indem er es riskierte einen der Doppelsprünge zu springen. Etwas, was in dem Finale übrigens nur ab und an mal vorkam, dass ein Fahrer überhaupt mal einen der kleineren Doppelsprünge sprang. Tomac #3 gab nach dem Rennen zu, er glaubte, dass es durch die Streckenverhältnisse das langsamste Supercross aller Zeiten war.

Tomac ging dann in Runde 3 auch erstmal an Marvin vorbei, dessen Race-Strategie sehr konservativ war, er wollte hier einfach sicher ankommen. Fast hätte sich das auch ausgezahlt, weil Jason vorne am Ende auch einen Schnitzer hatte und sich nach einem kurzen Ausrutscher schnell genug wieder aufraffen konnte, um zumindest nach Eli Tomac nicht auch noch Musquin vorbei zu lassen. So fuhr der Kawasakifahrer mit der Nummer #3 einen ungefährdeten Sieg ein, vor Jason Anderson auf seiner Husqvarna und dem Franzosen Musquin auf KTM.

Chad Reed hatte übrigens einen denkwürdigen “Zieldurchlauf”,  er blieb mit komplett verrauchter Kupplung an der Auffahrt vom Zieltable stehen, der Versuch das Motorrad über die 2 m entfernte Ziellinie zu schieben war natürlich zum Scheitern verurteilt und so stand die Rauchbombe dann in einem denkwürdigen Bild auf der Zielauffahrt. Letztlich fiel er nur eine Position zurück und wurde noch  7., weil alles dahinter schon 1 Runde zurück lag.

Als Fazit von solchen Supercrossrennen könnte man die Frage ziehen, ob Supercross wirklich bei solchen Bedingungen gefahren werden sollte und ob es gerade in Gegenden wie dem Dauerregenbundesstaat Washington, nicht besser wäre, man würde dort nur auf geschlossene Stadien/Hallen zurückgreifen. Beim Motocross gehören solche Schlammschlachten einfach dazu, beim Supercross hingegen nehmen sie alles raus was das Supercross selbst besonders macht.

 

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