Fotografin Julia Koch, die für das MOTOCROSS-MAGAZIN letztes Wochenende beim Supercross in Paris vor Ort war, beschreibt im nachfolgenden Bericht, ihre intensiven Eindrücke von dieser großartigen Veranstaltung:
Acht Tage vor dem Event landete die Akkreditierung für das Supercross in Paris in meinem E-Mail-Postfach. Gleichzeitig stieg die Anspannung, denn ich hatte schon seit einer gefühlten Ewigkeit kein Motocross mehr fotografiert – geschweige denn ein Supercross. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen. Zwar hatte ich im Januar in Anaheim und Oakland meine Kamera mit ins Stadion nehmen und fotografieren dürfen, doch direkt an die Strecke durfte ich selbstverständlich nicht.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag war es dann soweit. Abfahrt um 2:30 Uhr Richtung Paris. Neun Stunden später war das Ziel erreicht. Zuerst Check-in im Hotel, kurz eine Runde aufs Ohr legen und dann ging´s auch schon zur Arena. Dort herrschte schon reges Treiben. Fahrer, Helfer usw. meldeten sich an und für die Überseefahrer stand der Pressday an. Ich suchte schon einmal meinen Eingang für den Samstag, um mich gut vorbereitet zu fühlen. Entspannt ging es dann zurück ins Hotel. Nochmal die Kamera checken, Rucksack packen und ab ins Bett.
Am Samstag war ich gegen 13 Uhr zum ersten Mal in der Arena, Hier zeigte sich auch direkt das allseits bekannte Problem, dass die Franzosen nur über begrenzte Englisch-Kenntnisse verfügen. Mit Zeichensprache und ein paar Brocken französisch konnte ich mir schließlich meinen Weg ins Media-Büro bahnen. Ich wurde direkt gut aufgenommen, man zeigte mir alles und ein erfahrener Fotograf nahm mich direkt mit, um mir den Weg ins Fahrerlager zu zeigen. Es war übersichtlich und man konnte sich schnell orientieren. Ich warf noch einen ersten Blick auf die Strecke und so langsam stieg meine Anspannung. Als nächstes holte ich meine Weste ab, schnappte meine Kamera und machte mich wieder auf den Weg zur Strecke, denn das Training begann. Ich erkundete erstmal die Bereiche, in denen ich fotografieren durfte und probierte ein bisschen was aus. Ich habe mich direkt gut gefühlt und die Anspannung wich purer Freude. Die Geschwindigkeit der Fahrer wirkt aus direkter Nähe nochmal deutlich anders, als von der Tribüne oder vom Bildschirm. Nach insgesamt 4 Trainingsdurchgängen war Pause und es wurde merklich voller. Die Arena war auch schon zum Training für das Publikum geöffnet und so strömten viele Fans ins Fahrerlager. Die Fahrer nahmen sich immer wieder Zeit, um auch außerhalb offizieller Autogrammstunden Foto- und Autogrammwünsche zu erfüllen. Für mich stand eine erste Sichtung der Fotos an und ich machte es mir im Büro gemütlich.
Das Opening am Abend war weniger pompös als ich es erwartet hätte, aber dennoch durch Videobeiträge und Vorstellung der US-Fahrer gut gemacht. Das Rennformat bestand aus der Superpole direkt zu Beginn, 2 Sprintrennen pro Klasse sowie jeweils einem Finale. Zwischendurch gab es verschiedene „Animationen“, 2 Freestyle-Shows, ein Kinderrennen und ein Lenkerrennen. Die Freestyle-Shows waren sehr sehenswert und mir war bisher nicht bekannt, dass Edgar Torronteras ein begnadeter Beatboxer ist. Das Verrückteste war für mich das Lenkerrennen. Um die 20 Personen reihten sich hinter dem Startgatter auf, mit einem Lenker in der Hand, um anschließend eine komplette Runde über die Strecke zu rennen. Auf den Sieger wartete auf dem Zielsprung ein Pit-Bike. Da hat sich der Einsatz wenigstens gelohnt.
Bei den Finalläufen schwankte ich zwischen fotografieren wollen und Renngeschehen mitbekommen wollen. Ich fand irgendwie einen Mittelweg. Nachdem ich noch das Podium fotografiert hatte, holte ich meine Sachen und setzte mich im Hotel noch kurz an meine Fotos. Der erste Tag war gegen 1 Uhr nachts geschafft.
Für den Sonntag durfte ich nicht mehr direkt an die Strecke, konnte mich aber im Tribünenbereich austoben. Erst als die Veranstaltung losging, realisierte ich langsam, was ich da am Samstag eigentlich alles erlebt hatte. Ich war so nah dran, am Streckenrand, im Fahrerlager, hinter dem Startgatter und im Vorstart.
Am Sonntag machte ich nur noch wenige Fotos. Ich wollte ein bisschen das Tempo rausnehmen und die Veranstaltung genießen. Ich sah spannende Rennen, unglaublichen Speed im Waschbrett und einen Ken Roczen, wie ich ihn lange nicht gesehen habe. Nicht lange gefackelt, Tomac und Webb gnadenlos überholt und Gegenangriffe abgewehrt.
Alles in allem hatte ich ein einmaliges Wochenende. Die Organisation war top, alle waren freundlich und zuvorkommend und die Fahrer wirkten größtenteils entspannt und nahbar für die Fans. Dazu gab es spannende Rennen, zum Glück keine schwereren Stürze und eine großartige Atmosphäre. Die Arena war ordentlich aufgeladen und die Fans an beiden Tagen gut drauf und sie supporteten insbesondere auch die amerikanischen Fahrer lautstark. Ich werde noch eine Weile brauchen, um alle Eindrücke zu verarbeiten.