Nach langem Warten ging es dieses Wochenende endlich wieder los. Kein Raten und Mutmaßen mehr, keine wilden Spekulationen und Ungewissheit sondern die harte Realität und eindeutige Ergebnisse der besten Indoorklasse der Welt.
Das Verletztenlager schaut aktuell folgendermaßen aus:
bei den 450er:
Benny Bloss ist derzeit aus bis zur Motocross-Saison, Weston Peick nach dem Horrorunfall Aus bis ungewiss, Aufsteiger Zack Osborne scheint nur die 4-6 Wochen noch sidelined zu sein.
bei den 250er :
Aufgrund von Verletzung wird Christian Craig und Roczen-Trainingsfreund Chase Sexton in der Eastcoast an den Start gehen , weil beide bis dahin wieder fit sein werden aller Wahrscheinlichkeit nach. Jeremy Martin wird aufgrund eines negativen Befundes noch einmal komplett von vorne bei der Wiedergenesung anfangen müssen und fällt die ganze Saison 2019 inklusive der Outdoorsaison aus.
Die Rennen
250 West:
Start-Ziel-Sieg für Colt Nichols #39 auf seiner Yamaha, zum Schluss sogar mit sagenhaften 16 Sekunden Vorsprung, vor Teamkollege Dylan Ferrandis #34 der ausnahmsweise mal einen guten Start hinlegte und im Schlamm auch einfach saustark fuhr. Dies war zudem Nichols erster Sieg jemals, nach dem er in den letzten Jahren oftmals die Saison wegen Verletzungen streichen musste. Er fuhr konstant, hat sich zu keinem Zeitpunkt zu Fehlern verleiten lassen und war trotz der längsten paar Minuten seines Lebens gegen Rennende immer fokusiert bis zum Ziel. Seiner Aussage nach, wird das Red Plate der Meisterschaftsführenden nächste Woche übrigens auf jeden Fall gut zu der Farbe seiner Stiefel passen 😉
Dahinter fuhr Shane McElrath #12 ins Ziel, der gegen Ferrandis und Nichols einfach kein Mittel fand, aber definitiv einer der stärksten Meisterschaftsfavoriten ist.
Nach gutem Start aber völlig enthusiastisch angegangener ersten Kurve, die er dann auch nicht wirklich kriegte, musste Adam Cianciarulo #92 das Feld von ganz hinten aufrollen. So sah AC #92 aus wie ein man-on-a-mission und ließ R.J.Hampshire #31 (der am Ende 4. wurde) beim “Anflug” in einer Kurve im Anlieger definitiv zu wenig Platz. Den Fast-Abstieg konnte der Hondafahrer nur knapp vermeiden, nahm aber das Messer zwischen die Zähne und ballerte Cianciarulo in der nächsten Kurve mit einem spiegelgleichen vielleicht noch einen Tacken härteren Manöver raus. AC musste zu Boden und so seine Aufholjagd nochmal aufrollen (die Motocross-Monopoly-Version von “gehe zu Boden, gehe nicht über Los, ziehe keine 5000 Euro ein”). Dies warf ihn zwar etwas nach hinten, aber mal ehrlich, Rang 5 am Ende für zwei krasse Fehler bei den Umständen sind ja nicht das Ende der Meisterschaft.
450:
Obwohl die Trackcrew in Anaheim 1 einen super Job machte, blieb es an manchen Stellen durch den Regen saugefährlich und das ein oder andere Hindernis wurde nur von ganz wenigen Fahrern unter großem Risiko gesprungen. Der Saisonauftakt hat ja eh schon immer seine eigenen Gesetze, aber durch den Schlamm wurde das natürlich nochmal verstärkt. Hier konnte wirklich alles passieren und der Start war von dementsprechender Wichtigkeit.
Zwei-Drittel vom Rennen bahnte sich eine Sensation an. Privatfahrer Dean Wilson #15 führte 14 Runden lang im Schlepptau mit Malcolm Stewart #27, beide bisher noch keinen einzigen Sieg in der großen Klasse. Doch am Ende ließen sich die altbekannten Verdächtigen die Butter doch nicht vom Brot nehmen, Justin Barcia #51 schnappte sich mit Ken Roczen #94 im Kielwasser den Sieg, während sich Eli Tomac #3 mal wieder von hinten durchs Feld ackerte und den letzten Platz auf dem Podium ergatterte.
Es ist natürlich schwierig durch den Schlamm Vorhersagen zu machen. Das Feld wird auf jeden Fall noch dichter werden, Dean Wilson sah super aus, genau wie Malcolm Stewart. Zudem sah auch Aron Plessinger #7 sehr überzeugend aus und konnte gut mithalten. Auch Cooper Webb #2 debütierte auf seiner KTM unglaublich gut mit dem 5.Rang, er musste sich durch das komplette Feld ackern genau wie Eli Tomac, war aber wenn man die reinen schnellsten Abschnittszeiten addiert sogar der schnellste Fahrer im Feld.
Wenn Verletzungen ausbleiben ist aber unser Tip, daß es nur zwei mögliche Meisterschaftskandidaten gibt, Ken Roczen oder Eli Tomac werden das Ding unter sich ausmachen. Beide haben unglaublich viel Speed und trotz aller Umstände in A1 haben beide ein sehr kontrolliertes und überlegtes Rennen gefahren. Justin Barcia macht normalerweise über die Saison gesehen immer wieder gröbere Schnitzer und hat außer unter besonderen Umständen nicht ganz den Speed von Roczen und Tomac, genau wie auch Musquin einen ganz kleinen Tacken langsamer ist. Aber man kann natürlich nie wissen was wirklich passieren wird.
Dahinter wird dieses Jahr so wie es aussieht, jedoch vieles möglich sein, fast noch nie sah ab Platz 3-5 das Feld so dicht gepackt, ausgeglichen und unvorhersehbar aus.
Sichtlich nicht in ihrer besten Form waren in Anaheim noch Marvin Musquin #25 und Jason Anderson #1.