2018 Minneapolis Supercross

Eli Tomac © Brian Converse

450 SX

Minneapolis war wieder mal ein Triple Crown Event ,d.h. 3 kurze Mainevents (12 Minuten plus 2 Runden)die zusammen gezählt werden. Das Gesamtergebnis aus den 3 Mainevents wird dann als 1 Supercrosslauf gewertet, was die Meisterschaft angeht. Dadurch hat man natürlich 3 Starts, was für die Zuschauer bestimmt spektakulär ist und auch die Karten werden 3 mal neu gemischt und die Zweikämpfe neu zusammen gewürfelt, was sehr spannend klingt.

Der Tenor der Fahrer ist allerdings eher negativ, weil hier viel Riskiomanagement betrieben werden muss und letztlich sagen die Fahrer, dass sie alle froh sind wenn so ein Triple Crown Event wieder vorbei ist.

Es ist natürlich auch fragwürdig ob man so ein verändertes Format innerhalb einer Meisterschaft braucht. Mit den Schlammsupercross und Events wie Daytona, dass immer etwas anders ist und seinen eigenen Gesetze hat, mit den unterschiedlichen Böden und gebauten Strecken hat Supercross wahrlich genug abwechslungsreiche Komponenten. Beim Fußball änder man ja auch nicht die Spielzeiten zu 3 einem Best of 3x 30 anstatt einmal 90 Minuten mitten in der Champions League.

 

Das größte Thema der Woche vor dem und während des Racedays war wohl abseits der Strecke. KTM Werksfahrer Broc Tickle wurde nach dem letzten Rennen positiv getestet was Doping angeht, mit einem Stoff den man DMAA nennt (Dimethylamylamin). Tickle der auch von Aldon Baker (genau wie Jason Anderson) trainiert wird, ist jetzt erstmal komplett raus aus der Supercross-Meisterschaft und bei den über ihm schwebenden Dopingstrafen der FIM (Höchststrafe 4 Jahre Fahrverbot) geht es hier um ganz schön viel. Die B-Probe steht noch aus und wie man aus Erfahrung über die Länge der ganzen Prozessen inklusive der Entscheidungsfindung durch die FIM sagen kann ist er damit definitiv auch für die Outdoormeisterschaft raus. Ein schwerer Schlag also für das KTM-Werksteam.

Broc Tickle und Aldon Baker der die Substanzen überwacht, die seine Sportler normalerweise zu sich nehmen, wissen laut Aussagen absolut nicht woher es kommt und in was die Substanz enthalten gewesen sein könnte. So wie es bisher aussieht sind die anderen Sportler der Fitnessschmiede “Baker-Factory” alle sauber, Tickle müsste hier also abseits dieser etwas ergänzt haben.  Der Meisterschafts-Siebte mit Aufwind ist also derzeit im freien Fall was die Karriere angeht.

 

Zum Rennzirkus zurück kam dieses Wochenende übrigens die Nummer 51,  Yamahafahrer Justin Barcia. Die ersten 4 der Meisterschaft sind in der 450er Klasse die einzigen, die derzeit wohl für einen Sieg gut sind. Und so verwundert es nicht, Tomac, Anderson, Musquin und Brayton auch in Minneapolis wieder dominierten.

 

Hondafahrer Justin Brayton, der durch den Ausfall der offiziellen Honda-Werksfahrer Seely und Roczen zu dem ein oder anderen Werksteil und die Aufmerksamkeit der Stammwerks gekommen ist, hat sich in Minneapolis im Kampf um den Gesamtsieg wieder mal positiv hervor getan. Mit den Rängen 4, 2 und 5 gab es für ihn, der zeitweise noch im letzten Lauf Sieger des Events hätte werden können den ersten Rang abseits des Podiums.

 

Der Franzose Marvin Musquin auf seiner Werks-KTM, war gerade im ersten Lauf durch Änderungen, die er und sein Team ausprobieren wollten ein bisschen “off balance” und verlor letztlich das Event im ersten Lauf. Hier musste er durch einen Fahrfehler und den Ausrutscher im Kampf mit Blake Baggett zuviel Federn lassen für den Gesamtsieg. Während er im in den beiden folgenden Läufen der schnellste auf der Strecke war, konnte er nur den zweiten Lauf selbst nach vorherige “Bodenprobe” gewinnen. Mit den Laufergebnissen  7, 1 und 2 gab es am Ende Rang 3 für ihn und 2 Punkte Verlust auf Jason Anderson in der Meisterschaft.

 

Der Husqvarnafaher Jason Anderson findet die Meisterschaftsführung unter der Woche als größte Belastung des “Red Plates”, weil er sich am Rennwochenende ohnehin nur im “Racemodus” befindet. Den  ersten Lauf unspektakulär ins Ziel gefahren,  auf Rang 2, hatte Anderson im 2. Lauf einen Ausrutscher und musste da den zweiten Platz gegen einen Sechsten tauschen. Nur um im letzten Lauf früh die Führung zu übernehmen und diese bis ins Ziel nicht mehr abzugeben. Zweiter Gesamtplatz in Minnesota und Ausbau der Meisterschaftsführung  um zwei weitere Zähler.

 

Gewinner des Wochenendes wie schon so oft der Kawasakifahrer Eli Tomac. Im ersten Lauf noch die Dominanz von Start bis ins Ziel, verpasste er es Weston Peick in Lauf Nummer Zwei den Garaus zu machen und das Duo musste noch zuschauen  wie Marvin Musquin an beiden vorbeizog. Im dritten Lauf ging der Franzose an Tomac vorbei, als dieser sich mit Justin Brayton duellierte. Das Überholmanöver ging einfach sehr schnell für die beiden Nichtsahnenden ET #3 und JB#10. So gewann Eli das Event trotzdem noch, nachdem er  Brayton dann hinter sich ließ und am Ende mit Rang 3 alles klar machte. Laufsieg durch die Ränge 1, 4 und 3 hieß es am Ende des Tages für ihn. Die Meisterschaft hat er sich aber schon abgeschminkt, er will zumindest laut seiner Aussage einfach noch möglichst viele Rennsiege einfahren.

 

 

 

250 SX:

 

19 Punkte trennten die ersten 4 der Ostküstenmeisterschaft vor Minneapolis 3 Rennen vor Schluss. Eine unglaublich spannende Meisterschaft mit vielen verschiedenen Fahrerpersönlichkeiten, die um die Meisterschaft fahren. Mit dem  erfahrenen Auslandssöldner und amtierenden Ostküstenmeister Zack Osborne,  der zwischenzeitlich ja in Europa und der Weltmeisterschaft fuhr, dem Rookie Austin Forkner auf seiner Pro Circuit Kawasaki, Hondas Routinier ehemaligen Outdoor Champion Jeremy Martin sowie mittendrinnen, dem eher unscheinbaren KTM-Rider Jordon Smith.

 

Jordon Smith überzeugt vor allem durch Konstantheit und wenig Fehler, er hat einen fairen Fahrstil wirkt dadurch aber oft nicht so kämpferisch. Im zweiten Lauf führte er einige Zeit mit Zack Osborne direkt im Nacken, nur um sich dann doch noch überholen zu lassen. Auch im dritten Lauf führte Jordon Smith einige Zeit lang vor Jeremy Martin. Smith hatte dann im Zweikampf wirklich Pech, er versemmelte den letzten Hügel vom Waschbrett und er kam ein bisschen seitwärts in die nächste Kurve, was von Jeremy Martin natürlich gleich ausgenutzt wurde um innen an ihm vorbei zu gehen. Jordon hatte dann nur ganze 15 Meter um sich von seinem Schockmoment zu erholen und schon hatte er mit Zack Osborne zu kämpfen, der auf der anderen Seite kam. Der KTM-Rider zeigte in dem Moment Nerven und versuchte in der darauf folgenden Kurve das Ding noch zu drehen, verbremste sich und ging dann doch ganz down, nur um auch noch Austin Forkner an sich vorbei gehen zu sehen. Mit den Plätzen 2-2-3 am Ende aber doch noch der Dritte Platz und immer noch in Reichweite um die Meisterschaft.

Jordon Smith monierte am Ende des Triple Crown Events am neuen Rennformat, dass es doch eine ganz schöne Menge an Runden und Racetime ist und dadurch schon sehr stark körperlich an die Grenzen geht.

 

Meisterschaftsleader und Huskyfahrer Zack Osborne arbeitete wohlweislich die ganze Woche vorher an seinen Starts und wünscht sich nichts sehnlicher, als wenigstens einmal dieses Jahr einen Holeshot hinzulegen. Die Starts waren während der drei Mainevents auch alle nicht schlecht und so musste Zack nicht wieder eine seiner legendären Aufholjagden auspacken. Mit dem den Laufergebnissen 4-1-2 lief sein Wochenende definitiv nicht schlecht und Platz 2 beim Triple Crown Event liegt voll im Plan um seine Meisterschaftsverteidigung. Während der Pressekonferenz gab er übrigens zu, dass er Triple Crown Events wirklich gerne mag.

 

Seinen Traum erfüllte sich Jeremy Martin vor Heimkulisse und fuhr mit den Plätzen 3-3-1 den Gesamtsieg ein. Gerade im dritten Lauf war er unglaublich stark und flog wirklich in ganz kurzer Zeit einfach von Platz 6 auf 2. Würde die Saison länger sein und nicht diese dämliche Situation mit der Rot-Kreuz-Flagge vom letzten Event, wäre Jeremy wirklich absoluter Titelfavorit mit derzeit unbeschreiblicher Aufwärtstendenz. Beim Heimrennen gab er auch zu, wie sehr ihn die Fans motiviert haben und wie er sie unter dem Helm trotz Ohrstöpsel noch gut hören konnte. Auch bei seinem Motorrad haben das Team und er mittlerweile sehr gute Einstellungen gefunden und so fühlt er sich immer wohler auf seiner Maschine.

Übrigens sein Statement am Ende vom Tag war in etwa, dass all die Leute die immer sagen, er könne kein Supercross fahren sich das schön sonst wohin schieben dürfen.

 

Der größte Verfolger von Zack Osborne, nämlich Rookie Austin Forkner war im ersten Rennen noch sehr geduldig gewesen und konnte so den Laufsieg 1 einfahren. Er zeigte aber gerade im zweiten Lauf eine unglaubliche Menge an Nerven und machte sehr viele Fehler, angefangen mit dem Springen auf eine Seitenbegrenzung ging er im zweiten Lauf sage und schreibe 4 mal down, das letzte mal 5 Meter vor der Zielflagge.

Im dritten Lauf war er wegen mittelmäsigem Start zur Aufholjagd gezwungen und er sah super schnell aus. Richtung Mitte des Laufs schon auf Platz 4 vorgefahren, schmiss er das Moped völlig unbedrängt im Waschbrett auf Position 3 liegend weg und verletzte sich am Handgelenk. Meisterschaft gelaufen so wie das aussah, hoffentlich ist der Kawasakifahrer zur Outdoorsaison wieder fit.

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MX15
MX15
5 Jahre zuvor

Guter ausführlicher Bericht auf einer sehr schönen neuen Website!

Kleine Anmerkung, die Läüfe bei den Triple Crowns dauern bei den 450ern 10, 12 und 15 Minuten, jeweils plus EINE Runde. Bei den 250ern sind’s 8, 10 und 12 Min.

Dietmar Müller
Admin
5 Jahre zuvor
Reply to  MX15

Vielen Dank für das Lob!